Wie wird man Coach? – Interview mit Antonia Montesinos

Coach Ausbildung

01 Okt Wie wird man Coach? – Interview mit Antonia Montesinos

Unser heutiger Gast im Campus Backstage Interview ist Antonia Montesinos. Seit 1996 berät sie zahnärztliche Praxen in den Themen Teambildung, Personalplanung, Personalentwicklung, Kundenbindung und Prozessoptimierung.

Mit der komplexer werdenden Arbeitswelt steigen die Anforderungen an Mitarbeiter und Führungskräfte. Der anhaltende Fachkräftemangel stellt Arbeitgeber vor die große Herausforderung ihre Mitarbeiter noch enger an ihr Unternehmen zu binden, um zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben.

EHV: Sie begleiten zahnärztliche Praxen auf ihrem Weg, mit einem starken Team die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Ihre Themen sind dabei Teambildung, Personalplanung, Personalentwicklung, Kundenbindung und Prozessoptimierungen. Warum haben Sie sich für zahnärztliche Beratungskunden entschieden? Kommen Sie beruflich aus diesem Bereich?

Antonia Montesinos: Ich bin mit dieser Branche erwachsen geworden. Vor vielen, vielen Jahren absolvierte ich eine Ausbildung als zahnmedizinische Fachangestellte, wechselte im Anschluss an die Ausbildung in eine kassenzahnärztliche Vereinigung, um nach einigen Jahren den Sprung in die dentale Wirtschaft und später in die Selbstständigkeit zu wagen. Aufgrund meiner Erfahrungen aus unterschiedlichen Perspektiven lag es nahe der Branche, die mir am Herzen liegt, auch mit meiner neuen beruflichen Ausrichtung treu zu bleiben.

Die Ausbildung zur Mediatorin hat mir eine neue Perspektive, eine neue Welt eröffnet...

EHV: Wie viele Jahre waren Sie bereits in der Beratung tätig, bevor Sie sich entschlossen haben, sich im Bereich Coaching & Beratung weiter zu qualifizieren?

Antonia Montesinos: Mit Unterbrechungen bin ich seit 1996 beratend tätig, wobei sich die Schwerpunkte der Beratung im Laufe der Jahre geändert haben. Zu Beginn meiner Selbstständigkeit lag mein Beratungsschwerpunkt hauptsächlich im organisatorischen sowie wirtschaftlichen Bereich. Ab 2013 änderte sich mein Fokus, sodass Teams, angehende Führungskräfte und Praxisinhaber beraten bzw. in unterschiedlichen Fertig- und Fähigkeiten trainiert wurden. Die Komplexität im Umgang mit den Beteiligten, der um sich greifende Fachkräftemangel, altersgemischte sowie immer häufiger auftretende internationale Teams motivierten mich zu dem Entschluss, trotz der langjährigen Erfahrung eine professionelle Mediatoren- und Coachingausbildung zu absolvieren.

EHV: Verraten Sie uns den Grund, warum Sie fast alle unsere Angebote aus dem Programm Mediation / Coaching / Training absolviert haben?

Antonia Montesinos: Die Ausbildung zur Mediatorin hat mir eine neue Perspektive, eine neue Welt eröffnet und mich sogar mit einer neuen Sprache (die gewaltfreie Kommunikation) in Berührung gebracht. Einiges, was in der Vergangenheit zum Teil intuitiv von mir umgesetzt wurde, bekam nun eine Basis. Darüber hinaus hat mich die interaktive Ausrichtung des Lehrgangs begeistert, und zwar so sehr, dass ich die Coachingausbildung direkt angeschlossen habe.

Die Mischung aus Theorie und Praxis ist hervorragend abgestimmt, das didaktische Konzept überzeugt und die wertschätzende Vermittlung ist aus meiner Sicht einzigartig. Daher liebäugele ich damit, das Modul Training noch zu absolvieren. Die Ausbildung macht einfach Spaß und hat mich in meiner Fachkompetenz wirklich bereichert.

EHV: Wie haben Sie die Zeit während Ihrer Weiterbildung bei uns erlebt? Was haben Sie besonders in Erinnerung?

Antonia Montesinos: Als absolute Bereicherung, sowohl im fachlichen als auch im menschlichen Miteinander. Trotz einer intensiven Arbeitswoche habe ich mich stets auf die Ausbildungswochenenden gefreut. Das Gefühl der angenehmen, beglückenden Erschöpfung am Ende der Seminartage ist mir ebenso gut in Erinnerung wie die Menschen, mit denen ich diese wertvollen Erfahrungen teilen durfte.

Es wird zu wenig in die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen investiert.

EHV: Welche Bereiche Ihrer Weiterbildung sind rückblickend heute besonders wertvoll für Ihre Arbeit als Coach?

Antonia Montesinos: Die Allparteilichkeit zu wahren und den Mut zu haben, die Gefühle hinter den Bedürfnissen und umgekehrt zu thematisieren, bringt mich meinen Kunden näher.

EHV: Ist Ihnen eine lehrende Person aus Ihrer Fortbildung besonders im Gedächtnis geblieben? Wenn ja, wer und warum?

Antonia Montesinos: Es ist nicht nur eine Person, sondern es sind fünf. Fünf Frauen, die so einzigartig sind, dass ich jede von ihnen wohl für immer in Erinnerung behalten werde. Besonders viel Zeit habe ich mit Frau Berse-Schaks verbracht, die ich als Assistentin begleiten durfte. Ihr ausgeglichenes Wesen und die Fähigkeit, positive Sprache anzuwenden, beherrscht sie auf einem Level, welches mich nachhaltig beeindruckt.

EHV: Sie haben in 2020 Ihr erstes Buch „Ich das Team: Was du tun kannst, damit das Projekt Team gelingt. Wertvolle Übungen zum Selbstcoaching“ veröffentlicht. Warum war es Zeit für ein weiteres Buch zum Thema Teambildung?

Antonia Montesinos: Es war an der Zeit, denn zum Zeitpunkt meiner Recherche habe ich kein einziges Buch gefunden, welches sich mit dem Samenkorn eines Teams beschäftigt, nämlich der einzelnen Personen und was diese Person für das Gelingen des Teams tun kann. Beim Selbstcoaching sollen die Leserin und der Leser neue Facetten von sich kennenlernen, um die eigene Wirkung und Wirksamkeit auf das Team zu reflektieren. Darüber hinaus kann dieses Buch auch für den persönlichen Bereich genutzt werden, denn auch eine Partnerschaft kann als Team bezeichnet werden.

EHV: Was sind die häufigsten Fehler, die Ihrer Meinung nach heute in Sachen Teambildung in Unternehmen gemacht werden?

Antonia Montesinos: Es wird zu wenig in die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen investiert. Die Bereitschaft, ein Team bei der Entwicklung begleiten zu lassen, ist bei kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht oder nur sehr verhalten vorhanden. Die Vorstellungskraft, dass Teams effizienter und erfolgreicher arbeiten, wenn sie zufrieden sind, fehlt einigen Führungskräften. Darüber hinaus fehlt es an der Bereitschaft, Emotionen zuzulassen, Bedürfnisse auszusprechen und gemeinsame Teamziele zu entwickeln.

EHV: “Talent gewinnt Spiele, aber Teamwork und Intelligenz gewinnt Meisterschaften.” Das ist ein Zitat von Michael Jordan. Warum sind Unternehmen, die Teamarbeit wirklich leben, immer erfolgreicher als Unternehmen, bei denen es nicht so ist.

Antonia Montesinos:  Die Gallup Studie belegt jedes Jahr auf eindrucksvolle Weise, wie hoch der Anteil nicht gebundener Mitarbeiter bzw. der Anteil an Mitarbeitern ist, der innerlich gekündigt hat. Erfolgreiche Unternehmen, die Teamarbeit wirklich leben, setzen nicht nur auf eine hervorragende Ausstattung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit allem, was sie für ihren Arbeitsbereich benötigen, sondern sie setzen auf Kommunikation, Selbstwirksamkeit, Kreativität und Emotionen.

EHV: Inwieweit gewinnt Ihr privates Leben durch Ihre erlernten Fähigkeiten als Coach? Haben Sie ein Beispiel für uns?

Antonia Montesinos: Ich bin viel gelassener geworden. Durch die Ausbildung zum Mediator bzw. Coach ist mir noch einmal eindrücklich bewusst geworden, dass ich nicht die Probleme der andern lösen muss. Das machen sie selbst.