Superhelden für dein Lernen: „Spaced Repitition“ und „Active Recall“

18 Jan Superhelden für dein Lernen: „Spaced Repitition“ und „Active Recall“

Beim Lernen kann man immer Unterstützung gebrauchen. Viele Lernende verwenden schwache Lernmethoden oder -strategien, bei denen der Lernstoff nicht so leicht hängenbleibt. Hierzu zählt beispielsweise das vielfache Lesen des Lernstoffes mit fleißigem Markieren. Andere setzen auf das kurzfristige Intensiv-Lernen und starten damit erst ein paar Tage vor der Prüfung.

Doch keine Panik, Rettung naht! Dürfen wir vorstellen? Unsere zwei Lern-Superhelden „Spaced Repititon“ und „Active Recall“. Sie haben keine Möchtegern-Kräfte, sondern wissenschaftlich nachgewiesene Fähigkeiten, die dein Lernen sichern und verbessern können.

Spaced Repitition

Beginnen wir mit unserem Superheld SR: Seine Superkraft ist die „Verteilte Wiederholung“. Das bedeutet, dass der Lernstoff in regelmäßigen Abständen wiederholt wird. Zugegeben, das klingt jetzt erst einmal nicht sehr spektakulär. Wenn du aber die Fähigkeit deines Gehirns verbessern möchtest, Lerninhalte tiefer zu verarbeiten und langfristiger zu verankern, ist SR wahrscheinlich die effektivste Wahl. Zudem sparst du durch das gezielte Wiederholen Zeit.

Spaced Repetition

SRs Auftrag ist es, mit aller Kraft gegen das Vergessen deines Lernstoffes anzukämpfen. Der Mensch neigt nämlich zum Vergessen und das ziemlich schnell. Der deutsche Psychologe Hermann Ebbinghaus hat bei der Erforschung des Gedächtnisses festgestellt, dass bereits nach 20 Minuten bis zu 40 % des Erlernten vergessen wird, nach einer Stunde mehr als die Hälfte und nach sechs Tagen sogar über 75 %. Natürlich hängt das Vergessen von vielen Faktoren ab, aber das Vergessen bleibt als Ergebnis.

Hier kommt unser Superheld SR ins Spiel. Er nutzt die Erkenntnisse über die natürliche Vergessensrate, indem er diese durchbricht und mit Wiederholungen arbeitet. SR weiß nämlich, dass der beste Zeitpunkt, um Lerninhalte zu wiederholen, kurz vor dem Vergessen ist. Dabei können sogar schon Teile des Gelernten vergessen worden sein. Das Abrufen des Wissens fordert unser Gehirn dann so stark, dass es sich richtig anstrengen muss. Es muss das Wissen aktiv zurückrufen. Aber genau diese Anstrengung sorgt dafür, dass der Lernstoff wirklich tiefer verarbeitet und dadurch der größte Lerneffekt erzielt wird.

Was heißt das nun für die Wiederholungen?

Je gezielter du wiederholst und je weiter die Wiederholungen zeitlich voneinander entfernt liegen, desto wahrscheinlicher ist es, dass du den Lernstoff in dein Langzeitgedächtnis bringst. Ein Intervall-Rhythmus, der sich bewährt hat, sieht Wiederholungen vor nach 1 Stunde, 1 Tag, 3 Tage, 1 Woche. Mit dieser Orientierung kannst du ausprobieren, was für dich passt und deine optimale Wiederholungsfrequenz finden. Plane diese bewusst in deinen Lern- oder Zeitplänen für die Prüfungen ein, damit du weißt, welche Wiederholungsfrequenz überhaupt möglich ist.

Welche Hilfsmittel nutzt unser Superheld SR dabei?

Karteikarten sind die Allzweckwaffe von unserem Superhelden. In Verbindung mit Karteikästen kann er so optimale Wiederholungen einplanen. Auch Digitale Karteikarten-Apps bieten meistens automatische Wiederholungsfrequenzen an. Ansonsten ist es hilfreich, Lernmethoden abzuwechseln, zum Beispiel in Form eines Interviews mit dir selbst zu den Wissensthemen oder weitere Wiederholungen mit der Lösung von alten Prüfungsaufgaben.

Tipp: Plane die erste Wiederholung zeitnah nach dem Lernen ein, z. B. nach einer Stunde. Oft wird zu lange mit der ersten Wiederholung des Lernstoffs gewartet. Bereits nach einer Stunde können sich viele Menschen nur noch ungefähr an die Hälfte des Gelernten erinnern.

Active Recall

Unsere andere Superheldin, die unser Lernen auf Vordermann bringt, ist „Active Recall“. Sie setzt mit ihrer Lernmethode auf den Abruf von Informationen aus deinem Gedächtnis. Dadurch werden die Assoziationen zwischen den Nervenzellen in deinem Gehirn gestärkt. Umso mehr du beim Abrufen des Wissens nachdenken oder dich erinnern musst, um so robuster werden die Verbindungen zwischen den Zellen und umso besser werden deine Lernerfolge.

Damit AR ihre Wirkung entfalten kann, musst du den Lernstoff wirklich verstehen. Erst wenn du die Lerninhalte verstanden hast, kannst du das Wissen wirklich verankern und auch noch nach einiger Zeit anwenden.

Was bedeutet das für dein Lernen?

Active Recall fordert beim Lernen immer wieder Informationen aus deinem Gedächtnis, indem du dich selbst testest oder Prüfungssimulationen durchführst – auch wenn du eigentlich meinst, dass du noch nicht genug gelernt hast. Selbst Fehler zu machen, hat eine steigernde Wirkung auf deinen Lernfortschritt. Solange du dir danach die richtigen Antworten bewusst machst, kann der Lernstoff viel schneller richtig in deinem Gedächtnis verknüpft werden. Die gleiche Wirkung setzt ein, indem du dir bei neuem Lernstoff vorher Fragen zum Thema überlegst, die du in diesem Moment noch nicht beantworten kannst. Wenn du die Antworten gefunden hast, weiß dein Kopf gleich, wo das Wissen in deinem Gedächtnis abgespeichert werden soll.

Eine der einfachsten Methoden, um die Kräfte von Active Recall zu nutzen, ist auch hier die Karteikartenmethode. Somit kannst du durch die Verwendung von Karteikarten gleich beide Lern-Superhelden einsetzen. Das macht diese Methode so effektiv. Auf der einen Seite formulierst du z. B. eine alte Prüfungsfrage und auf der anderen Seite die Antwort.

Active Recall kann auch in Verbindung mit den so oft genutzten, aber, wie bereits erwähnt, weniger effizienten Lernmethoden, wie mehrmaliges Durchlesen und abgeschriebenen Notizen, mehr Lernerfolge erzielen. Wenn du ein Kapitel in einem Buch liest, kannst du dir vorab wieder Fragen zum Text stellen, die du gern beantwortet haben möchtest. Dann liest du das Kapitel durch, klappst das Buch zu und schreibst im Anschluss mit deinen eigenen Worten eine Zusammenfassung. Wenn du gewisse Informationen nicht mehr weißt, kannst du diese nochmal nachlagen und ergänzen.

Und zum Schluss bleibt natürlich noch das Abrufen von Wissen, indem du dein Umfeld oder dich selbst mit einem kleinen Vortrag zum Lernstoff beglückst. Um das Wissen mit deinen eigenen Worten wiederzugeben, musst du den Lernstoff wirklich verstehen und verarbeiten. Zudem stolperst du sofort über Wissenslücken und kannst diese auffüllen. Da kommt sogar das Haustier als Zuhörer ins Spiel.

Jetzt hast du einige Beispiele kennengelernt, wie du dein Lernen mit Hilfe unserer Lern-Superhelden aufpolieren kannst. Nutze das Wissen zu den Methoden, um mit den richtigen Strategien zu lernen. Sie können dich weiter bringen als einige Möchtegern-Methoden. Denn genau das macht sie so effektiv.

Katharina Alich

Lerncoach Katharina Alich unterstützt unsere Teilnehmenden mit Lernmethoden und -strategien bei ihrer Weiterbildung.